19 Minuten und nichts ist mehr so, wie es war
Das Haus kommt ihr zu groß vor, der Schultag zu lang, das Licht zu hell. Manchmal dreht sich alles und Sophies Hände werden schweißnass. Und was in aller Welt hat sie jemals mit Abigail verbunden? Ihre beste Freundin hat nur noch Partys und Jungs im Kopf und ist Sophie mit einem Mal furchtbar fremd. Verbunden fühlt sich Sophie dagegen mit der neuen Mitschülerin Rosa-Leigh. Sie schreibt Gedichte und genießt es, anders zu sein. Aber wie soll Sophie ihr näherkommen ohne über den schrecklichen Tag zu reden? Den Tag, der alles veränderte …
Ein Buch für eher traurige Stunden:
Auf ganz besondere Art und Weise schildert Alice Kuipers wie es ist, nicht nur mit den alltäglichen Problemen eines Teenagers klar zu kommen, wie Streit mit der besten Freundin, Verliebt sein, dass Eltern einfach immer peinlich sein müssen, sondern zusätzlich noch mit dem Verlust eines geliebten Menschen umzugehen und damit beziehungsweise ohne ihn leben zu lernen.
Besonders gut gefallen hat mir, dass das komplette Buch als Tagebuch geschrieben ist. Und dabei heißt es nicht nur einfach auf den ersten Seiten ‘dies wird mein Tagebuch’, sondern man merkt auch wirklich, dass es sich um ein Tagebuch handeln soll und dass nicht nur, weil jeder Abschnitt mit einem Datum versehen ist.
Alice Kuipers schreibt sehr authentisch, man hat wirklich das Gefühl in einem Tagebuch zu lesen und in Sophies geheime Gedanken einzudringen. Sie beschränkt sich dabei nur auf Schilderungen von Situationen, die man selbst auch in ein Tagebuch schreiben würde, die es wert sind, aufgeschrieben zu werden und lässt dabei immer mal wieder mehrere Tage aus. Hinzu kommt, dass vor allem eher kurze, knappe Sätze den Eindruck machen, als wären die Worte erst nach dem Geschehen aufgeschrieben worden, als handelte es sich wirklich nur um die Erinnerung an das Geschehen und nicht um eine Situation, die gerade erst passiert. Und dass zusätzlich Wörter komplett in Großbuchstaben gehalten wurden, um so zum Beispiel Schreien anzudeuten, vermittelt wirklich den Eindruck man habe Sophies Notizbuch vor sich liegen.
Außerdem ist dieses Buch voll von Poesie und macht es so zu einem unheimlich schönen Leseerlebnis. Immer wieder auftauchende, von Sophie oder ihrer Freundin geschriebene, Gedichte geben einen noch tieferen Einblick in ihre Gefühlwelt, vermitteln noch besser den Eindruck, wie es ist, mit dem Verlust eines Menschen umzugehen.
Allgemein hat Alice Kuipers damit ein sehr schweres Thema ausgewählt. Anfangs fing es mir dadurch auch sehr schwer, mich richtig in Sophie hineinzuversetzen, ich konnte manchmal ihre Taten und Gedankengänge nicht ganz nachvollziehen. Besonders eine Situation hatte zur Folge, dass ich sie für sehr egoistisch hielt. Ein Moment, in dem es mir von allem zu viel wurde und Sophie sich wirklich nicht mehr mit dem Schmerz des Verlusts herausreden konnte.
[spoiler title=”Spoiler”]In der Schule noch erzählt ihre beste Freundin Abigail ihr von einem Kerl mit wunderschönen blauen Augen…später auf einer Party von Abigail trifft Sophie auf einen Jungen mit wundertollen Augen (welcher offensichtlich der gleiche ist^^) und verliebt sich in ihn. Im Laufe der Party küsst dann Abigail den Kerl und Sophie regt sich sehr darüber auf und tut gerade so, als wäre Abigail die Böse. Deswegen ist sie tagelang sauer auf sie und fühlt sich betrogen.[/spoiler]
Trotzdem hab ich gerne und interessiert weiterverfolgt, wie es Sophie ergeht. Nach und nach kommt man so dem Augenblick näher, in dem Sophie erzählt, wie ihre Welt zusammenbrach. Dabei fand ich es vor allem interessant, wie sie sich nach und nach dem Thema und anderen Personen gegenüber öffnet und endlich über den Verlust spricht.