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Zeugin der Toten

Judith Kepler hat einen eher ungewöhnlichen Job um den sie so schnell keiner beneidet. Sie ist ein Cleaner, sprich sie ist dafür zuständig, die Spuren von Leichen zu beseitigen, aufzuräumen, nachdem eine Leiche weggebracht wurde, so dass wieder alles aussieht, als hätte es diese nie gegeben. Bisher hat ihr der Job auch keine Probleme gemacht, sie beißt sich durch, bis sie in die Wohnung einer ermordeten Frau kommt. Plötzlich muss Judith sich mit ihrer längst verdrängten Kindheit befassen, denn die Ermordete ist, so wie sie selbst, ein Heimkind und zwar aus demselben wie sie. Judith stellt fest, dass es einen Zusammenhang geben muss, da die Frau nur ein paar Häuser neben ihrer eigenen Wohnung  lebte, und das auch nur sehr kurz, und macht sich auf die Suche nach den Antworten zu der ihr bisher nur oberflächlich bekannten Kindheit.

Bei die ‚Zeugin der Toten‘ handelt es sich um einen wirklich spannenden Thriller. Schon auf den ersten Seiten wird der Leser mit einigen interessanten Andeutungen konfrontiert, die schon an dieser Stelle ein ordentliches Maß an Nervenkitzel darbietet. Auch im Weiteren wird die Spannung durchgehend erhalten, denn es werden nicht etwa nach und nach die Dinge um Judiths geheimnisvolle Kindheit aufgeklart, nein, sattdessen häufen sich die Vermutungen und  Spekulationen und die Spannung nimmt immer weiter zu, immer gebannt auf die Antwort der Frage, was damals geschah. Auch der Aspekt, dass immer wieder neue Personen auftauchen, die eine ganz bestimmte Rolle zu spielen haben, geben der Spannung den letzten Schliff. Denn immer wieder muss man sich fragen, wem Judith trauen kann und wer hinter ihrem Rücken gegen sie arbeitet. Die dahingehenden Vermutungen werden immer wieder über den Haufen geworfen, auch als Leser ist man sich immer wieder im Unklaren darüber, wer Wert auf das Wohl von Judith und auf das Aufdecken des Rätsels ihrer Kindheit legt und wer nicht.

Man sollte sich bei dieser Geschichte im Klaren sein, dass hier auch ein geschichtlicher Aspekt eine große Rolle spielt. Judith verbrachte ihre Kindheit in einem Kinderheim der DDR. Hinzu kommt, dass sich viel, oder fast alles, um die Geheimdienste zu Zeiten der DDR dreht.  Diese Themen werden jedoch so geschickt in die Geschichte eingebunden, dass sie zur Spannung beitragen und auch für weniger Interessierte nicht zu übermächtig werden.

Innerhalb der Geschichte gibt es somit immer mal wieder Rückblenden, die  Geschehnisse in dieser Zeit schildern. Diese werden jedoch kurz und knapp gehalten, enthalten alle nötigen Details ohne abzuschweifen, so dass der Lesefluss nicht unterbrochen wird, und die Spannung konstant erhalten bleibt. Das Ende enthält einige Überraschungen bereit und es geht spannungsgeladen zu, so dass sich ein schöner runder Spannungsbogen ergibt.

Zwar konzentriert sich die Geschichte vorrangig auf Judith, jedoch spielen auch andere Personen eine größere und auch wichtige Rolle. Somit ist die Wahl der Perspektive der dritten Person sehr gelungen gewählt, da man so als Beobachter nach und nach die verschiedenen Personen verfolgen und auch kennen lernen kann. Vor allem der Charakter von Judith hat mir dabei sehr gut gefallen. Sie bleibt bodenständig und ihre eigentlich weniger charmante Art macht sie umso sympathischer. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen, ihre Taten und Gedanken waren für mich nachvollziehbar und durch die eine oder andere Szene mit ihr wurde ich bestens unterhalten, so vor allem die Wortgefechte, die sie mit manch anderen austrägt. Auch die andern Personen, die zwar oft nur oberflächlich beschrieben werden, sind so, dass sie perfekt in die jeweiligen Rollen passen, sie wurden für mich real vorstellbar und dadurch, dass jeder das ein oder andere Geheimnis zu haben scheint, trägt zusätzlich zur Spannung bei.

Auch der Schreibstil an sich hat mir gut gefallen, ich bin geradezu  durch das Buch geflossen. Es wird so tiefgehend beschrieben, dass Personen und Umgebungen soweit veranschaulicht werden, dass sie für den Leser nachvollziehbar sind, aber es wird auch nicht zu sehr ausgeschlachtet, dass es zu langatmigen und unnötigen, die Spannung hemmenden Passagen kommt.

Alles in allem hat Elisabeth Herrmann ein wirklich spannendes Thema aufgriffen und daraus eine Geschichte gemacht, die eine gute Portion Nervenkitzel enthält.

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Mar 12, 2011