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Nicht weit vom Stamm

Svens Leben ist schon lange nicht mehr so wie es einmal war. Nach der 10. Klasse hat er zum Trotz seines Vaters die Schule abgebrochen, seine alten Freunde schon lange links liegen gelassen und sich einer kleinen Gruppe von Leuten angeschlossen, die den ganze Tag nichts besseres zu tun  haben, als sich zu betrinken und Leute anzupöbeln.

Doch dann folgt ein Moment, an dem seine kleine Schwester dringend seine Hilfe benötigt. Doch er kann ihr nur helfen, wenn er wieder so wird wie früher, das Trinken aufgibt, sein Benehmen ändert, eben genauso wird wie sein Vater.

Am Anfang der Geschichte war ich leider noch etwas gelangweilt und nur sehr wenig angetan, da sich diese ziemlich in die Länge zieht und in ausgedehnten Ausführungen beschreibt, wie Svens Leben aktuell aussieht, wie sehr er sich gehen lassen hat. Als es dann schließlich zu dem Punkt kommt, wo er ganz unten angekommen ist und endlich etwas ändern muss, da machte es auch in meinem Kopf klick und ich war vollkommen an die Geschichte gefesselt.
Sehr interessant fand ich dabei zum einem wie wandelbar Menschen sind, wie schnell sie sich gewissen Situationen anpassen können und zum anderen, wie leicht beeinflussbar sie sein können,  wie leicht sie sich von anderen Personen lenken lassen, nur um dazu zu gehören.
Leider gab es allerdings auch Teile, die ich etwas zu aufgesetzt und für zu unrealistisch hielt. Ich konnte mir bei manchen Dingen einfach nicht vorstellen, dass sie im wahren Leben so ablaufen würden, dass Personen in solchen Situationen so handeln würden.
Dieser Aspekt war bei mir jedoch gegen Ende schon wieder schnell vergessen, da die letzten 100 Seiten mit vielen überraschenden Wendungen und unerwarteten Momenten und Handlungen alles Vorherige in den Hintergrund rücken und vollauf fesseln und begeistern.
Oliver Uschmann ist in dieser Geschichte ein wirklich vollkommen passendes Ende gelungen, das mir sehr gut gefallen hat.
Und was für mich zu einer wirklich gelungenen Geschichte dazugehört ist, dass der Leser das Gefühl hat, selbst dabei zu sein und das hatte ich hier ganz gewiss. Es gab etliche Situationen in denen mich die Gefühle so stark gepackt haben, dass ich das dringende Bedürfnis hatte, in die Geschichte einzugreifen.

Der Schreibstil des Autors hat mich ebenfalls vollkommen begeistert. Die Geschichte ist aus der Sicht von Sven geschrieben und wirkt sehr überzeugend, vollkommen authentisch. Uschmann hat wirklich an alles gedacht, was für diesen Charakter nötig war, um ihn realistisch wirken zu lassen. Immer wieder werden Textstellen von Liedern eingefügt die die jeweilige Situation super umschreiben und allein die Sprache, Svens Wortwahl hätte passender nicht sein können.
Außerdem wird die Geschichte mit viel Witz und Humor unterstrichen und an Gesellschaftskritik kommt es hier auch nicht zu kurz und gibt der Geschichte so den gewissen Biss.

Den verschiedenen Charakteren stand ich fast allen etwas zwiegespalten gegenüber. Vor allem mit Sven hatte ich teilweise meine Schwierigkeiten, wenn er gerade mal wieder den absoluten “Assi” raushängen lässt, was jedoch nur dazu beiträgt, dass die Geschichte überzeugend bleibt. Es gab jedoch auch viele Situationen in denen Sven aufblicken lies, was für eine Persönlichkeit tief in ihm drinnen schlummert, so dass ich ihn wieder vollkommen sympathisch fand. Und genau diese Situationen waren die, in denen ich plötzlich die anderen Personen, vor allem seine Eltern, absolut nicht ausstehen konnte. Jedoch sind dies wiederum Charakterzüge der Personen gewesen, die einfach passend sind und dazu gehören.

Zusammenfassend ist dies eine wirklich überzeugende als auch fesselnde Geschichte, die ich jedem weiterempfehlen kann, der Geschichten darüber lesen möchte, wie es ist als Jugendlicher eine Entscheidung treffen zu müssen, sich entscheiden zu müssen, was man mit seinem Leben anfangen möchte.

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Apr 04, 2011