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Fragmente des Wahns

Was würdest du tun, wenn dein Leben völlig aus den Fugen gerät? Wie weit würdest du gehen, um es zurückzubekommen? Wärst du bereit für die Wahrheit? Als Alex nach einem harmlosen Autounfall in einem Regensburger Krankenhaus erwacht, ahnt er noch nicht im Entferntesten, was ihn und seine Familie erwarten wird. Nichts in seinem Leben und in seiner Gedankenwelt wird mehr so sein, wie es einst war. Denn das Grauen und furchtbare Halluzinationen warten nur darauf, sachte an die Oberfläche zu treten und einen Wahn ohnegleichen auszulösen. Und am Ende stellt sich nur eine Frage: Wie viel Schmerz kann ein Mensch ertragen, bis er zerbricht?

Fragmente des Wahns ist eines solcher Bücher, bei dem man eigentlich gar nicht richtig weiß, was da auf einen zukommt, worauf die Handlung hinaus laufen wird. Auch wenn der Klappentext einen winzig kleinen Einblick bietet, war ich doch anfangs sehr gespannt darauf, was dem Protagonisten Alex plötzlich passieren wird, so dass sich sein ganzes Leben verändern wird.

Besonders gut gefällt mir immer, wenn es Handlungsstränge gibt, bei denen man sich während dem Lesen immer fragt, was diese jetzt an dieser Stelle sollen, ob sie nicht völlig unnötig sind und die Handlung nur in die Länge ziehen und plötzlich gibt es eine Wendung in der Geschichte und alles passt zusammen und ergibt einen Sinn und man stellt fest, dass genau diese Handlungsstücke alles andere als unwichtig sind, um gewisse Dinge zu erklären und Personen besser kennen zu lernen um ihre Motive zu verstehen.
Auch in Fragmente des Wahns gibt es solche, die das Warten auf den einen Augenblick mit sich bringen, der, an dem es zu dem kommt, was im Klappentext schon angedeutet wurde. Solche, die anfangs noch ein wenig langweilig erscheinen, bei denen es bei mir dann aber doch recht schnell klick! machte und ich den größeren Zusammenhang verstand.

Leider kam damit dann auch mein erstes Problem auf: Ich ahnte ziemlich schnell was passieren wird, wer darin verwickelt war, wie es dazu kam. Und wenn man all dies schon mit ziemlich großer Gewissheit weiß, fehlt einem Thriller leider an Spannung. Ich habe daher ab einem gewissen Punkt nicht mehr aus dem Grund weiter gelesen, weil ich so gespannt auf den Ausgang des Buches war, sondern weil ich meine Vermutungen bestätigt wissen wollte.
Das soll jetzt aber alles andere als eine Kritik an der Geschichte sein. Es lag weniger daran, dass es zu viele Hinweise gab, oder das ‘große Geheimnis’ zu einfach gestrickt war, sondern eher daran, dass ich zu dem Thema mit Fragmente des Wahns nicht den ersten Thriller gelesen habe und durch gewisse Dinge aus Erfahrung schon viel zu schnell eine erste Ahnung hatte. Für andere Leser kann es also sicher durchaus lange bei einem Geheimnis bleiben, dass sich für sie erst gegen Ende der Geschichte nach und nach lüftet.

Der einzige Punkt den ich als wirkliche Kritik habe, ist der Zeitfaktor mit dem ich nicht so ganz klar kam. Der Thriller fällt für meine Verhältnisse nicht ganz so lang aus und spielt sich daher auch über einen weniger langen Zeitraum ab, beziehungsweise hatte ich selbst das Gefühl beim Lesen, als würde sich alles in einer viel zu kurzen Zeit abspielen. Alex hat sehr schnell das Gefühl, sein Leben breche auseinander, er verliere seine Familie/enttäusche diese, dabei hat er nach einem einschneidendem Ereignis gerade Mal ein paar wenige Tage erlebt, die nicht so rosig verliefen.

Alles in allem fand ich die Idee hinter Fragmente des Wahns sehr gelungen, auch wenn ich für meinen Geschmack zu schnell dahinter kam. Michael Schmid hat hierin tiefgründige Charaktere geschaffen, die man durch gewisse Handlungen bis in ihr Innerstes kennen lernen kann, so dass man sich leicht in sie hinein versetzen kann. Dazu noch ein flüssiger Schreibstil, so dass man durch die Seiten rauscht ergeben ein gelungenen Erstling, der Lust auf mehr vom Autor macht.
Dass mir durch frühes Erraten des Endes in gewisser Weise die Spannung gefehlt hat und  mir der zeitliche Ablauf kleine Probleme machten, führen dazu, dass mein Gesamteindruck nicht ganz so gut ausfällt, trotzdem würde ich dieses Buch aber jederzeit weiterempfehlen an jene, die, die Lust auf Thriller haben, die sich nicht in erster Linie auf Mord und Totschlag konzentrieren, sondern viel auf Charaktere und deren Hintergründe und Entwicklung.

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Jul 06, 2012