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Der Augensammler

Als erstes sollte ich euch besser warnen: Sobald ihr dieses Buch einmal in die Hand nehmt, könnt ihr es nicht mehr weg legen und wenn ihr das Buch dann schließlich zu Ende gelesen habt, könnt ihr nicht mehr aufhören darüber nachzudenken, weil ihr einfach hin und hergerissen seid von diesem genialen Buch.

In Berlin treibt sich ‘Der Augensammler’ um. Er entführt kleine Kinder, bringt deren Mütter um und mit den Vätern spielt er ein grausames Spiel. Eigentlich das älteste Spiel, das Kinder kennen: Verstecken. Und der Vater hat 45 Stunden Zeit sein Kind zu finden. Das Schlimmste daran, und woher der Täter schließlich seinen Namen hat: Jeder bisher gefundenen Kinderleiche fehlte ein Auge.

Auch der  Kriminalreporter Alexander Zorbach befasst sich beruflich mit diesem Fall und muss jedoch schnell feststellen, dass er tiefer drin steckt, als er sich jemals hätte denken können. Die Polizei selbst kommt nicht von der Stelle, doch plötzlich meldet sich eine Zeugin, sie sei dem Augensammler begegnet. Das einzig Eigenartige daran: Sie ist blind. Und überhaupt hat noch nie jemand den Augensammler zu Gesicht bekommen, geschweige denn gibt es überhaupt irgendeinen Hinweis auf den Täter.

Kurz und knapp bekommt man mal eben einen schnellen Einblick in Alex Zorbachs Leben und Zack! ist man auch schon mittendrin in der Geschichte, in einem grauenhaften Versteckspiel. Nach und nach begleitet man Alex und Alina auf ihrer Reise durch Berlin, auf der Jagd nach dem Augensammler. Immer wieder stoßen sie auf Hinweise, durch Alinas Hilfe, und man muss mit Alex rätseln, was eigentlich hinter dieser Frau steckt, dass sie so detailliertes Täterwissen besitzt und dann doch teilweise wieder völlig danebenliegt. Kann man ihr wirklich trauen?
Obwohl man immer wieder auf neue Hinweise gestoßen wird und immer mehr zu erfahren scheint, kommt man dem Täter doch nicht mal ansatzweise in die Nähe, so dass man schon verrückt wird.

Ein super toller Schreibstil, so dass die Geschichte nur so dahinfliegt. Besonders gefallen hat mir der Wechsel der Sichtweisen. Den größten Teil liest man aus der Sicht von Alex, der auch eindeutig die interessantesten Sachen erlebt. Ein super Charakter, der durch seine kleinen Macken realistisch und auf Anhieb sympathisch rüberkommt. Auch Alina wird super dargestellt. Sie widerspricht jeder Beschreibung einer Blinden, die man in sonstigen Büchern liest und macht sich auch oft genug über die Vorurteile Nicht-Blinder lustig, was auf eine gute Recherche Sebastian Fitzeks zurückzuführen ist.
In kleinen Teilen erhält man auch einen Einblick in die Gefangenschaft von einem kleinen Jungen, wie dieser um sein Leben kämpft. Man leidet richtig mit ihm und hat großes Mitleid, wenn man liest, wie er sich die Hoffnung macht, dass das alles nur ein Streich seiner Freunde ist.

Und schließlich bekommt man Teile aus der Sicht des ermittelnden Beamten zu lesen, in denen man leider immer wieder feststellen muss, dass die Polizei völlig im Dunkeln zu tappen scheint.
Da es, wie auch schon in ‘Das Kind’, eigentlich nie um Paranormales in Fitzeks Büchern geht, wartet man die ganze Zeit ganz gespannt darauf, was nun hinter dieser mysteriösen Frau steckt, woher sie ihr Wissen hat und ist am Ende einfach nur sprachlos, was es mit ihr wirklich auf sich hat.

Das Ende ist einfach nur … mir fällt kein passendes Wort dafür ein, denn noch nie hab ich ein so krasses Ende erlebt. Solch eine totale Wandlung in der Auflösung und dazu natürlich ein vollkommen unerwarteter Täter. Wenn man das ganze überhaupt Ende nennen kann, denn eigentlich ist es erst der Anfang. Weshalb in diesem Buch die Seiten und Kapitel auch untypischerweise von hinten an gezählt werden. Einerseits gibt es ein super spannendes Ende, auf der anderen Seite hört das Buch an einer Stelle auf, an der man noch viel viel weiter hätte lesen können und somit lässt einen das Buch nicht mehr los. Auch wenn das alles eine fiktive Geschichte ist und es einfach kein Weiter mehr gibt, stellt man sich ständig Fragen nach dem Danach.

 

Mir ist schon lange kein Buch mehr so lange im Kopf umhergeschwirrt wie dieses. Ich würde mir fast schon einen zweiten Teil wünschen, aber das würde wiederrum das Besondere an diesem Buch zerstören.

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Oct 13, 2010