Dass etwas zerbricht, ob ein Glas, ein Spiegel, oder Ähnliches, ist für uns alltäglich, schnell vergessen, nichts Besonderes, etwas Nebensächliches. Doch wie sieht es aus mit der Liebe, einer Beziehung, Familie? Auch solche Dinge können zerbrechen, viel schlimmer noch, auch Menschen können zerbrechen, sowohl ihre Knochen, als auch sie selbst, ihre Psyche.
Genau mit diesem Thema beschäftigt sich Jodi Picoult in ihrem Roman ‘Zerbrechlich’. Ein Mädchen, das mit der ‘Glasknochenkrankheit’ zur Welt kommt. Ihre Knochen besitzen nicht die Stärke, nicht die Kraft, wie sie sollten und können schon beim kleinsten Anstoß brechen, schon ein Niesen kann große Folgen haben.
Trotz dieser Krankheit wird Willow von ihrer Familie abgöttisch geliebt. Sie versuchen so normal wie nur möglich zu leben, doch das ist gar nicht so einfach. Vor allem aus finanzieller Sicht steht es sehr schlecht um sie, bis plötzlich eine Lösung da zu sein scheint: Was wäre, wenn man ihre Ärztin verklagt, mit der Begründung, sie habe ihr zu spät von der Krankheit erzählt, zu spät, um ihr noch die Möglichkeit zu einer Abtreibung zu geben.
Damit könnte sich das finanzielle Problem lösen lassen, scheint der Anwalt, dessen Vorschlag diese Klage war, sehr zuversichtlich, eine Menge Geld rausschlagen zu können.
Doch was bedeutet das für die Familie? Wird diese daran zerbrechen?
Wenn man ein Buch von Jodi Picoult in die Hand nimmt, muss man sich bewusst sein, dass dieses Buch nicht einfach nur eine Geschichte erzählt, die für eine Weile versucht zu unterhalten, dies vielleicht auch wirklich tut, und danach lege man das Buch beiseite und kehrt ihm den Rücken, ganz nach dem Motto ‘aus den Augen, aus dem Sinn’, sondern es klärt uns über das Leben auf. Es zeigt auf erschreckende Art und Weise, wie schlimm es in der Realität zugehen kann, es holt uns auf den Boden der Tatsachen zurück, weg von schönen, fernen Ländern in die wir uns durch andere Bücher so gerne zurückgezogen haben, zeigt uns den Ernst des Lebens und vor allem, dass wir jeden Tagen genießen und froh darüber sein sollten, für das, was wir haben.
“Vielleicht musste man wirklich erst in eine Krise geraten, um sich selbst zu erkennen, vielleicht musste das Leben einen erst einmal hart rannehmen, damit man verstand, was man wirklich wollte.”
Dadurch, dass die Sichten, aus denen das Geschehene beschrieben wird, immer wieder wechselt, zwischen den Familienmitgliedern, als auch zwischen ihrer Anwältin und ihrer Freundin und Gynäkologin, erhält man einen besonders tiefen und intensiven Eindruck, über die Charaktere und ihren Umgang mit den Geschehnissen. Einzig und allein Willow wird dabei außen vorgelassen, was auch den Geschehnissen entspricht, denn einerseits scheint sich zwar alles nur um sie und ihre Krankheit zu drehen, doch wenn man einmal tiefer blickt, dreht sich doch auch alles rund um die anderen.
Allerdings wird das ganze Buch aus der Ich-Perspektive geschrieben, wobei die jeweilige Person Willow direkt anspricht, als wäre der Leser selbst das kleine Mädchen.
Jodi Picoult hat eine atemberaubende Art, die Dinge zu erzählen und darzustellen. Man wird gepackt von den Gefühlen, man lacht, wenn die Person einen glücklichen Moment erlebt und man muss die Tränen unterdrücken, wenn sie einen schlechten Augenblick erlebt, welche in diesem Buch eindeutig überwiegen, doch diese große Anzahl an schlechten, tragischen Momenten, machen die Guten umso schöner.
Sie schreibt so überzeugend, dass man sich fast schon als Teil der Familie sieht und mit ihnen durch alle Hochs und Tiefs geht.
Einerseits ist dieses Buch sehr packend, man kann es kaum zur Seite legen, denn man wartet endlich auf das Happy End, endlich soll diese Familie ein Wunder erleben, andererseits ist es jedoch auch so traurig, dass man mittendrin einmal für kurze Augenblicke innehalten muss.
Ein Ende, das derart mitreißend und gefühlgeladen ist, lässt sicher so schnell nicht los. Jodi Picoult sorgt dafür, dass man dieses Buch nicht mehr vergisst und man sich noch lange danach an dieses Thema erinnert und sich darüber Gedanken gemacht.
Mich hat dieses Buch in mehr als einer Hinsicht sehr nachdenklich gemacht und mich vor allem wieder einmal darauf aufmerksam gemacht, dass man wirklich glücklich und dankbar sein sollte, für das, was man hat.
Martinas Welt
Falls du sonst noch keine Jodie Picoult Bücher gelesen hast, empfehle ich dir "19 Minuten" und "Beim Leben meiner Schwester" (letzteres ist Zerbrechlich sehr ähnlich, ist aber eines der ersten Bücher der Autorin und wurde schon verfilmt). Sie schreibt wirklich super!
Liebe Grüße
Martina
Crini
hey!
Dankeschön, aber ich hab bereits einiges von ihr gelesen (dachte auch das hört man in der Rezi raus?).
lg
Martinas Welt
Sorry ;)
Lg
Martina