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Skinned

Lia Kahn ist ein ungewöhnliches Mädchen.
Früher gehörte sie zur Clique der Beliebten in ihrer Schule, hatte jede Menge tolle Freunde und auch einen festen Freund. Sie fühlte sich wohl in ihrer Rolle als die allseits bekannte, eingebildete Lia Kahn und wollte um nichts in der Welt mit ihrer unbeliebten jüngeren Schwester tauschen.
Doch nun ist alles anders. Seit einem schweren Autounfall, bei dem sie lebensgefährlich verletzt wurde, steckt sie in einem künstlichen Körper, ist ein Skinner, ein Mech, wie man sie zu nennen pflegt. Ihr Gehirn ist ebenso künstlich und enthält alle ihren alten Erinnerungen. Lange Zeit verbringt sie damit zu lernen, ihren neuen Körper zu steuern, wieder laufen zu können und zu reden.
Nachdem sie endlich soweit ist, das Krankenhaus verlassen zu können, sieht sie sich mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, sich wieder in ihr alten Leben einzugliedern, was ihr nicht nur mit fehlendem Verständnis von Seiten ihrer Freunde erschwert wird, sondern auch von einer Anti-Skinner Gruppe, die sich gegen die Idee des künstlichen Körpers aussprechen.

Robin Wasserman hat in diesem Buch eine völlig neue andere Welt geschaffen, in der alles möglich zu sein scheint. Doch ganz so anders ist sie auch nicht, wird nämlich ein Aspekt, der schon heute in vielen Bereichen unseres Lebens Eintritt gefunden hat, aufgegriffen und so eine Darstellung einer möglichen Zukunft geschaffen, die gar nicht so unrealistisch scheint, ganz im Gegenteil, man ist sehr schnell in der Geschichte und seiner Zukunftsvision gefangen, die davon beherrscht wird, dass das Leben nur noch online, über den Computer in einem gemeinsamen Netzwerk stattfindet, und man nur noch einen Sprung  davon entfernt zu sein scheint, selbst das Denken den Maschinen zu überlassen.

Ich wurde von dieser Geschichte nicht nur wegen ihres Themas schnell gefesselt, sonder auch der Schreibstil und die Umsetzung an sich waren sehr gelungen.
Besonders gut hat mir dabei gefallen, dass man noch kurz einen Einblick in Lias altes Leben erhält, kurz vor dem Unfall und dass sie erst dann ihren neuen künstlichen Körper erhält. Somit wird auf geschickte Art und Weise eine langatmige Einleitung umgangen, die dem Leser all die nötigen Informationen um die Skinner und das Leben in dieser geschaffenen Welt  darlegen, und statt dessen werden diese vermittelt, in dem der Leser Lia dabei begleitet, wie sie selbst erst nach und nach das neue Leben als Skinner/ Mech kennenlernt.

Eher ungewöhnlich war außerdem der Hauptcharakter Lia Kahn selbst. Das Buch ist komplett aus ihrer Sicht geschrieben und solch eine Erzählperspektive liest sich meist nur dann angenehm, wenn der erzählende Charakter nicht nur nachvollziehbar handelt, sondern auf den Leser auch sympathisch wirkt. Dies ist bei Lia anfangs absolut nicht der Fall. Man bekommt auf überzeugende Art und Weise gezeigt, wie egoistisch, verwöhnt und eingebildet sie ist, worauf sie noch stolz zu sein scheint, was wiederum einen sehr unsympathischen  Eindruck hinterlässt. Jedoch macht gerade dieser Aspekt einen Großteil der Geschichte aus, denn plötzlich steht sie all ohne das dar, völlig auf sich allein gestellt, so dass man eine sehr interessante Entwicklung ihres Charakters verfolgen kann.
Die Wahl der Erzählperspektive ist auch deshalb sehr gelungen, da anders sicher nur schwer hätte vermittelt werden können, wie genau sich Lia fühlt. Ihre Gedankengänge zu lesen, in dem Moment, als sie nach dem Unfall aufwacht und merkt, sie lebt, aber kann ihren Körper nicht spüren und weiß nicht was los ist, hätten anders nicht so überzeugend rübergebracht werden können. Außerdem ist man so als Leser auch aus den Gefühlswelten der anderen Charaktere ausgeschlossen, wodurch es dem Leser ähnlich ergeht wie Lia selbst, da sie aus dem Leben ihrer Freunde ausgeschlossen wird.

Allgemein sind die Gefühlsbeschreibungen sehr detailliert und emotional, werden mehr als gut vermittelt. Man ist oft mit Situationen konfrontiert, in denen die Handlungen nur schwer nachvollziehbar scheinen, da man selbst noch nie mit einer solchen konfrontiert war, doch Robin Wasserman schafft es diese so tiefgreifend zu beschreiben, dass es einem nicht schwerfällt, sich in die handelnden Personen hineinzuversetzen.
Zeitgleich wird man aber auch immer wieder zum Nachdenken angeregt. Es gibt viele Situationen, die möglicherweise in einer Zukunft auch mal auf uns zukommen könnten, so vor allem der Aspekt des künstlichen Körpers, und zu denen man sich auch im Nachhinein noch länger Gedanken macht und die noch lange im Anschluss im Gedächtnis haften bleiben.

Einziger Kritikpunkt an diesem Buch wäre aus meiner Sicht, dass es zu oft zur Erwähnung von der Nutzung von Drogen kommt, die hier als legal und fast schon als Standard dargestellt wird und auch das ‚Ritzen‘ spielt bei den Mechs eine Rolle. So greift Robin Wasserman zwar Themen auf, die für Jugendliche sicher aktuell sind, jedoch finde ich deren Darstellung hier zu positiv.

Das Ende dagegen war wieder mehr als gut. Es kam zu einem zwar nicht ganz so überraschendem Ereignis, aber dieses war jedoch soweit dramatisch und auch wieder sehr spannend beschrieben, dass es nicht nur ein überzeugendes Ende darstellte, sondern auch gespannt macht auf den Folgeroman, als auch genug offen lässt, um dessen Spannung zu garantieren.

Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass dieses Buch mich von Anfang bis Ende sehr überzeugt hat, sowohl mit der Thematik als auch mit der Umsetzung und ich sehr gespannt auf das Lesen des nächsten Bandes bin.

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  • Die Rezension ist genial. Bin jetzt voll überzeugt, dass ich es lesen muss. Hab ja damals die deutschen Bücher in der Hand gehabt und wollte schon kaufen, dann aber doch nicht. Dann die englischen, aber da mochte ich die Cover nicht.. Nur jetzt mit den neuen Covern steht mir ja nichts im Weg. *grins*

Feb 12, 2011